unsere Geschichte - Stammtisch Rotes Ross

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über uns
Stammtisch „Rotes Roß“


Aus der Geschichte eines oberfränkischen Stammtisches

Stammtisch „Rotes Roß“ verdankt seine Entstehung einem Ereignis, das sich im Sommer des Jahres 1958 etwa 90 Kilometer westlich von Hof auf dem Muppberg in der Nähe von Neustadt bei Coburg zugetragen hat. Auf dem Gipfel dieses Berges betrieben der Gastwirt Hermann Faber und seine Ehefrau Luise ein Ausflugslokal, das bei einem schweren Orkan völlig zerstört wurde. Ihrer Existenz beraubt begaben sich die Eheleute nach Hof, wo sie bei der Brauer-Familie Scherdel vorsprachen, die gerade einen Pächter für ihr Rotes Roß – das älteste Gasthaus der Stadt – suchten. Bräu und Wirt wurden sich schnell einig und so begann im Herbst des Jahres 1958 nicht nur eine Erfolgsgeschichte oberfränkischer Wirtshaus- und Bierkultur, sondern auch der Aufstieg eines Stammtisches, der heute, fast 50 Jahre später, weit und breit seinesgleichen sucht und sich ohne Übertreibung als bedeutendster Stammtisch seiner Stadt fühlen darf.
Das „Roß“ entwickelte sich schnell zu einem Treffpunkt von Menschen der verschiedensten Schichten, die nach getaner Arbeit Entspannung suchten bei einem guten Bier und sich am runden Tisch zusammen setzten und über Gott und die Welt diskutierten. Und der Fabers Hermann verstand es prächtig, seine Gäste zum Bleiben zu bewegen, wenn er die Klampfe holte und ein Lied nach dem anderen zum Besten gab, während seine Luise, eine aus Österreich stammende hervorragende Köchin ihre Spezialität servierte – Ochsenbrust mit Bratkartoffeln und frisch geriebenem Meerrettich. Für die Bedienung waren im Wechsel die unvergessene Marianne und die Frau Daniel zuständig und auch für die unterschiedliche Anrede der beiden gab es einen guten Grund.
Weil sich die Stammgäste so wohl fühlten, kamen sie nicht nur unter der Woche zum Dämmerschoppen, sondern trafen sich auch am Samstag gegen 11.00 Uhr und so entstand aus dieser losen Gemeinschaft sehr schnell ein Stammtisch, der sich allmählich feste Regeln gab und den es heute noch gibt – eben der „Stammtisch Rotes Roß“ mit 40 Mitgliedern, die sich immer samstags treffen und sehr zum Verdruss mancher Ehefrauen oft nur schwer wieder loslassen können von ihren Stammtischbrüdern und dem guten „Scherdel“. Seit Januar 2000 treffen sie sich allerdings nicht mehr im Roß sondern im Jahnheim – aber das ist eine andere Geschichte – und zwei von den Gründer-Brüdern sind heute noch dabei, nämlich Bimbo, Hofs berühmtester Polizist und Peter, der Skispringer.
Heute hat der Stammtisch einen Präsidenten und einen Vizepräsidenten, einen Schatzmeister und einen Wanderwart, aber leider keinen Barden mehr, denn der erste, der Klaus, ein begnadeter Dichter, ist leider verstorben und der zweite, der Bob, hat den Stammtisch verlassen. Dabei war gerade der Barde ganz wichtig, denn so wie die Minnesänger im Mittelalter für gute Laune sorgten, so bereicherte unser Barde die zahlreichen Stammtisch-Feste mit vielen Anekdoten und sorgte so für beste Laune bei den Anwesenden.Immer noch lebt der Stammtisch von der Unterschiedlichkeit seiner Mitglieder. Diese zeigt sich in der Vielfalt ihrer Berufe, in der breiten Streuung ihres Alters von 30 bis 90 Jahren, aber auch in ihrer politischen Einstellung. Und weil sich Rote und Schwarze im Roß schon immer so gut verstanden und viel miteinander politisiert haben wurde der Stammtisch schon bald als das heimliche Rathaus der Stadt bezeichnet. Auch heute noch zählen mehrere Stadträte und sogar der Landrat des Landkreises Hof zu den Stammtischbrüdern.
Weil Wirtshaus-Kultur aber immer auch etwas mit Tradition zu tun hat, pflegt auch unser Stammtisch eine ganze Reihe von Traditionen.So wird immer neun Tage nach Aschermittwoch „a Säula“ g’schlacht und wir feiern ein prächtiges Schlachtfest mit Wellfleisch, Blut- und Leberwärschd, Kraut, Gleeß, Preßsack und Schinken.Am Vatertag geht’s hinaus in die Natur und nach einer gemütlichen Wanderung (aufgrund des Altersdurchschnitts werden die aktiven Wanderer allerdings immer weniger) gibt es Brodwärschd und Steaks und frisches Scherdel vom Fass. Und am Abend nach unserer Rückkehr kocht uns Sabine, die jetzige Wirtin, noch eine leckere Gulaschsuppe.
Im Juli feiert der Stammtisch ein Sommerfest, zu dem auch die Frauen und Kinder und alle Freunde eingeladen sind und am Samstag nach dem Buß- und Bettag findet ein Herbstessen statt, bei dem den Ehefrauen für ihre Geduld während des ganzen Jahres gedankt wird.Die wichtigste Tradition ist aber zweifellos die Huldigung. Bei jedem Geburtstag schreibt Bernd über das Geburtstagskind einen passenden Spruch in eine Karte und Peter, der Präsident, dankt dem Jubilar mit ein paar launigen Worten dafür, dass er 15 Liter bestes Scherdel spendiert hat und huldigt ihm. Wer außer der Reihe ein Fass Bier ausgibt, dem wird natürlich auch gehuldigt.
Weil wir gerade beim Spendieren sind: natürlich ist sich der Stammtisch auch seiner sozialen Verantwortung bewusst und so hat es in der Vergangenheit auch schon größere Aktionen gegeben. So stifteten die „Roßler“ anlässlich der Einweihung der Hofer Fußgängerzone der Stadt einen Baum, genauer gesagt eine Linde, die vor dem Altstadthof, damals noch „Blauer Stern“, steht. Weil diese Linde vom Roß-Stammtisch stammt, wurde sie auf den Namen „Rossa-Linde“ getauft. Auch bei der großen Tsunami-Katastrophe vor einigen Jahren spendete der Stammtisch einen Geldbetrag um die Not der Opfer etwas zu lindern.
Zurück zur Historie: 20 Jahre lang, bis Dezember 1978, hegten Hermann und Luise ihr Roß und den Stammtisch und der Hermann blieb danach bis zu seinem Tod selbstverständlich Stammtischbruder. Danach kamen Dieter und Hanni Pfenning mit ihrer unvergleichlichen Bedienung Evi, führten viele Traditionen fort (Ochsenbrust) und brachten Neuerungen aus ihrer schwäbischen Heimat mit (Maultaschen), ehe wiederum zehn Jahre später mit Ive und Kata Nekic und ihrer (deutschen) Bedienung Doris das kroatische Element Einzug ins Roß fand. Zu Ende ging die Tradition des Rosses im eigentlichen Sinn dann unter der ebenfalls kroatischen Wirtin Dragica und ihrem deutschen Ehemann Günther Träger. 40 Jahre Stammtisch-Geschichte waren ins Land gegangen, unvergessene Stunden, paradiesische Zeiten, ehe nach einem aufwändigen Umbau ein sogenanntes Schnitzel-Paradies von unserem Roß Besitz ergriff, das von Stammtisch-Kultur und Stammtisch-Leben nichts wissen wollte und uns im Januar des Jahres 2000 zum Umzug ins Jahnheim zwang. Hier werden wir gut gepflegt von unserer Wirtin Sabine, die aus Sachsen stammt, wodurch die internationale Tradition unseres Stammtisches aufrecht erhalten wird. 
Seit einigen Jahren begleitet uns übrigens auch ein „Schneckla-Stammtisch“, der ursprünglich von Frauen von Stammtischbrüdern ins Leben gerufen wurde, die am Samstag Nachmittag nicht so gerne allein zu Hause waren. Mittlerweile besteht diese Runde allerdings nicht nur aus echten „Schneckla“ (hoferisch für flotter Käfer) sondern seltsamerweise auch aus einigen männlichen Exemplaren – aber was soll´s – Stammtischler sind tolerante Menschen.
Wenn wir im September 2008 unser 50-jähriges Jubiläum feiern, gedenken wir vieler Brüder, die uns verlassen mussten, echten Originalen, die uns noch heute oft fehlen. Wir schauen aber auch hoffnungsvoll in die Zukunft, denn immer wieder gibt es neue Brüder, die sich bei uns wohlfühlen und den Stammtisch weiter leben lassen. Und wir wissen, dass 50 Jahre Stammtisch Rotes Roß auch untrennbar verbunden sind mit einer 50-jährigen Verbindung zur Brauerei Scherdel, die uns das beste Bier liefert, das man sich vorstellen kann.
So wollen wir anstoßen auf 50 wunderschöne Jahre, die vergangen sind, auf die nächsten 50 Jahre, auf die Brauerei Scherdel und auf unseren

Stammtisch Rotes Roß.

Huldigung!


PS. Wer neugierig geworden ist, soll doch einfach an einem Samstag mal vorbei schauen, denn unser Stammtisch war schon immer auch für seine Gastfreundschaft berühmt.
 
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